Die Niedersächsische Nordseeküste – eine Winterreise mit dem Wohnmobil

 

 Planung und Vorbereitung
Nach einem Jahr ohne größere Reiseaktivitäten vertieften wir uns während der Weihnachtsfeiertage in mein nicht gerade kleines Reiseführer Archiv, um nach einer Tour für den Beginn des Jahres zu suchen. Unsere Suche orientierte sich natürlich auch an den zu erwartenden Wetterverhältnissen im Januar, aber ich erinnerte mich an meine „Coast to Coast Tour“ im Jahr 2016 und an die fantastische Stimmung an der gefrorenen Ostsee. Wir fassten dann recht schnell den Entschluss, noch einmal an die Niedersächsische Nordseeküste zu fahren, obwohl wir hier schon vor ein paar Jahren mit dem Motorrad unterwegs waren. Diesmal entschieden wir uns für unser Wohnmobil, nachdem ich im vergangenen Jahr bei einem Kurztrip gute Erfahrungen mit der Heizung gemacht hatte.
Gute 500 Kilometer zieht sich die Nordseeküste Niedersachsens zwischen Leer in Ostfriesland und Stade an der Elbe immer an der Küste entlang. Mehr als 10 Inseln sind im Wattenmeer der Küste vorgelagert, dazu kommt noch die weit in der Nordsee liegende Insel Helgoland. Allerdings erlauben die meisten Inseln keine Wohnmobile. Die vielen kleinen Fischereihäfen bieten allerdings auch zu dieser Jahreszeit geöffnete Campingplätze oder gut ausgestattete Stellplätze. Also gute Vorraussetzungen für eine Tour mit dem Wohnmobil.

 

01.Etappe – Schwelm<>Oldenburg

Für unsere Anreise nach Oldenburg können wir fast ausschließlich Autobahnen nutzen. In wenigen Minuten sind wir auf der A1, der wir bis zum Autobahndreieck „Ahlhorner Heide “ folgen. Von hier führt uns die A29 bis zum Autobahnkreuz Oldenburg. Über die von Bremen kommende A28 erreichen wir dann schnell die Innenstadt von Oldenburg. Der Wohnmobilstellplatz am Ufer des Küstenkanals ist mit Hilfe unseres Navis schnell gefunden. Der Platz ist nicht schön, liegt aber sehr günstig zur Innenstadt, die wir morgen Vormittag erkunden wollen. Der Dauerregen lässt das Umfeld unseres Stellplatzes noch düsterer erscheinen, aber ein Foto von diesem Platz lohnt sich dann doch. Am späteren Abend kommt dann tatsächlich noch ein weiteres Wohnmobil und bleibt über Nacht. Wir igeln uns ein, sehen fern und suchen in unserem Reiseführer nach Informationen über Oldenburg.

02.Etappe – Oldenburg<>Leer/Bingum

In den frühen Morgenstunden wurde es auf unserem Stellplatz zwar etwas laut, aber ansonsonsten war die Nacht ok. Nach dem Frühstück machen wir uns bei stark bewölktem Himmel aber ohne Regen wie geplant auf den Weg in die Innenstadt. Unser Weg führt uns durch das „Gerichtsviertel“ am Rand des Schlossparks zum Schloss Oldenburg. Hinter dem Schloss erreichen wir den Markt neben der Lambertikirche, wo heute nur ein paar Marktstände Produkte aus der Region anbieten. Durch die „Lange Straße“, die auch die Haupteinkaufsstraße ist, bummeln wir in Richtung „Lappan“, dem Wahrzeichen von Oldenburg. Auf dem Weg dorthin entdeckt Konni „Scones“ im Schaufenster einer Bäckerei. Die runden etwas süßlichen Teigballen kennen wir von unseren Reisen nach England und Irland.Wir können nicht widerstehen und gönnen uns ein zweites Frühstück. Passend zu den Scones bestellen wir Tee – wie in England. Das passt auch zu dieser Region, schließlich sind wir nur wenige Kilometer von Ostfriesland entfernt, der Teeregion in Deutschschland schlechthin. Im Erdgeschoss des Lappan befindet sich die Touristeninformation. Hier hole ich mir einen Stadtplan und einige Informationsbroschüren von Oldenburg bevor wir den Rückweg zu unserem Wohnmobil antreten. Am Marktplatz bietet sich die Gelegenheit noch ein paar Fotos vom Rathaus zu machen, dann suchen wir uns einen Weg durch den schönen Schlosspark, wo wir noch einmal schöne Motive für unsere Kameras finden. Unser Ziel für heute ist der Campingplatz in Bingum bei Leer. Zunächst fahren wir aber in Richtung Bad Zwischenahn. Ein kurzer Halt auf einem Parkplatz mit Blick auf  das Zwischenahner Meers reicht uns. Inzwischen regnet es leicht und ein heftiger Wind macht den kurzen Gang zu einem Bootssteeg recht ungemütlich. Unsere Fahrt durch das landwirtschatlich geprägte Ammerland führt uns nach Rhauderfehn. Hier durchziehen Kanäle die kleinen Gemeinden und erinnern an Regionen in den Niederlanden. Am späten Nachmittag erreichen wir dann Leer und bald darauf unseren Campingplatz in Bingum auf der anderen Seite der Ems. Der ganzjährig geöffnete Campingplatz ist Teil eines Yachthafens und macht bei der Ankunft nicht gerade einen einladenden Eindruck. Alte Hallen und etwas unkoordiniert herumstehende Boote lassen uns nach dem Einchecken mit gemischten Gefühlen zu unserem Stellplatz fahren. Wir werden positiv überrascht – sowohl der Stellplatz als auch die sanitären Anlagen sind wirklich gut. Das Wetter hat sich etwas gebessert – es regnet nicht mehr. Ich nutze diese Gelegenheit und gehe noch einmal zur Rezeption zurück, bestelle eine Brötchenauswahl für den nächsten Tag und suche nach Fotomotiven am Ufer der Ems. Der Wettergott meint es gut mit mir und läßt sogar die Sonne hin und wieder mal durch durch kleine Wolkenlöcher scheinen. Mit einem gemütlichen Abend in unserem gut geheizten Wohnmobil endet der erste Tag unserer Reise an die Niedersächsische Nordseeküste – wir freuen uns schon auf die nächsten Tage.

03.Etappe – Leer/Bingum <> Emden <> Pilsum <> Greetsiel

Kurz vor 08:00 Uhr hole ich die vorbestellten Brötchen an der Rezeption ab. Mein Weg zurück zum Wohnmobil führt mich am alten Yachthafen vorbei, der nicht mehr in Betrieb ist. Es ist gerade Ebbe und das abfließende Wasser hat zwischen den alten Pfählen eine futuristische Schlicklandschaft hinterlassen. Nachdem ich die Brötchen ins Wohnmobil gebracht habe nehme ich meine Kamera und gehe noch einmal zum Yachthafen zurück. Die hinter einer Baumgruppe aufgehende Sonne verleiht dem gold glänzenden Schlick ein unwirkliches Aussehen. Die Szenerie wirkt durch die dunkle BaumSilhoutte noch beeindruckender. Nach etlichen Fotos gibt es dann endlich Frühstück, aber die Rückkehr zum Yachthaften hat sich gelohnt. Bevor wir unsere Weiterfahrt in Richtung Greetsiel antreten wollen wir uns noch die Altstadt von Leer anschauen. In der Nähe der Ems finden wir nach längerem Suchen einen Parkplatz für unser Wohnmobil, der auch als Stellplatz für eine Übernachtung geeignet ist. Beim Bummel durch die Gassen des historischen Zentrums finden wir immer wieder nette Fotomotive und interessante Informationen über die Stadt. Die „Ostfriesische Teestube am Hafen“ macht einen sehr einladenden Eindruck. Ein heißer Ostfriesentee mit Klüntjes und Sahne kann nach dem kalten Spaziergang nicht schaden. In der gemütlichen Stube wird uns der heiße Tee in original ostfriesischer Art serviert. Zusätzlich haben wir uns noch Korinthenstuten mit Butter bestellt. Eine gute leckere Kombination, sehr zu empfehlen. Die Fahrt nach Emden dauert nicht lange. Am „Neuen Delft“ in der Nähe des Otto Hus machen wir einen kurzen Stopp, um ein paar Fotos zu machen. Das Wetter ist recht ungemütlich, weshalb wir schon bald wieder in unser Wohnmobil steigen und uns auf den Weg nach Greetsiel machen. Kurz vor unserem heutigen Ziel macht uns ein Schild auf den Leuchtturm von Pilsum aufmerksam. Der gelb-rote Leuchtturm ist weit über die Grenzen von Ostfriesland bekannt und ein sehr beliebtes Fotomotiv. Der kleine Abstecher zur Nordseeküste muss einfach sein, obwohl es schon langsam zu dämmern anfängt. Das Licht reicht gerade noch aus, um ein paar Fotos zu machen. Dann geht es endlich nach Greetsiel und zum Wohnmobil Stellplatz am Ortseingang. Zum Kochen haben wir heute keine Lust mehr. Im Dunkeln gehen wir an der mit Leuchtketten geschmückten Mühle in das kleine Zentrum von Greetsiel und suchen uns nach einem kurzen Bummel ein Restaurant in der Nähe des Hafens. In der „Vinothek Festland“ genießen wir Süsskartoffelsuppe, Schollenfilet und Panfisch und einen sehr angenehmen Weißwein. Nicht gerade ein „Ostfriesisches Abendessen“, aber sehr lecker. Noch einmal müssen wir unsere die Kragen unserer Jacken hochschlagen und ein paar hundert Meter durch die ungemütliche Nacht zu unserem Wohnmobil zurückgehen.     

04.Etappe – Greetsiel<>Neuharlingersiel<>Wilhelmshaven
Bei regnerischem Wetter gehen wir noch einmal ins Zentrum von Greetsiel und bummeln zwischen den roten Backsteinhäusern bis zum Kutterhafen. Es sieht so aus, als ob die komplette Flotte im Hafen fest gemacht hat und die Fischer auf besseres Wetter warten, um wieder aufs Meer hinaus zu fahren. Bevor wir dann weiterfahren nutze ich noch die Gelegenheit, unsere Toilette und das inzwischen angefallene Abwasser zu entsorgen. In Norddeich macht uns ein Schild auf die Seehundstation im Nationalpark-Haus aufmerksam. Auf dem großen Parkplatz vor dem „Ocean Wave“ – Schwimmbad findet sich ein Platz für unser Wohnmobil. In der Station werden Seehunde und Seehundbabies auf die Aussiedlung ins Wattenmeer vorbereitet. Wir können die eleganten Schwimmer sowohl über wie auch unter Wasser beobachten. Fotografieren ist hier allerdings nicht so einfach. Es ist recht dunkel und die Scheibe des großen Aquariums etwas trüb. Eine detaillierte Ausstellung informiert sehr umfangreich über das Leben der Seehunde – eine schöne Sache insbesondere für Kinder. In Bensersiel verlassen wir die Hauptstraße, um einen Stellplatz für die Nacht zu suchen. Wir finden nichts Geeignetes. Deshalb fahren wir weiter und erreichen nach etwa 15km Neuharlingersiel und den großen „Nordsee-Camping“ Platz. Die Rezeption ist bei unserer Ankunft schon geschlossen, aber vor der Schranke können Wohnmobile auf einer gepflasterten Fläche parken. Stromversorgung und Toiletten sind auch vorhanden, das reicht uns für diese Nacht. Wir verbringen den Abend im Wohnmobil und kümmern uns nicht um den Regen und den Wind, der ordentlich um unser Wohnmobil herumpfeift.
Nach der stürmischen Nacht sieht der Himmel heute Morgen recht vielversprechend aus. Es ist zwar immer noch windig, aber die blauen Stellen zwischen den Wolken werden immer größer. Das bestärkt uns in unserer Überlegung hier eine weitere Nacht zu verbringen. Wir entscheiden uns allerdings, den Campingplatz mit seinen Annehmlichkeiten zu nutzen. Das Einchecken geht schnell und problemlos von statten und 15 Minuten später steht unser Wohnmobil unmittelbar hinter dem Deich. Die sanitären Anlagen sind gleich in der Nähe, also alles bestens. Das Wetter hält was es am frühen Morgen versprochen hat. Ein guter Grund, uns auf den Weg Richtung Neuharlingersiel zu machen. Von unserem Stellplatz gehen wir über ein paar Stufen zur Deichkrone hinauf, wo uns wieder ein kräftige recht kühler Wind erwartet. Von hier öffnet sich ein weiter Blick auf die Nordsee und das Wattenmeer und in der Ferne ist die Hafeneinfahrt zum kleinen Hafen von Neuharlingersiel zu sehen. Wir folgen dem Deich ein kurzes Stück, gehen dann aber zum Ufer hinunter und an diesem entlang bis zur Hafenmole. Das immer schöner werdende Wetter schenkt uns einige sehr lohnende Motive und entsprechend oft nutzen wir unsere Kameras. Beim Rundgang durch Neuharlingersiel müssen wir feststellen, dass fast alle Restaurants geschlossen haben. Das „Dattein“, ein Kneipen-Cafe, bietet heute die einzige Möglichkeit, einen heißen Tee zu trinken und evtl. eine Kleinigkeit zu essen. In dem dekorativ eingerichteten Restaurant finden wir einen Tisch, von dem wir einen guten Blick in das restliche Restaurant und auf die lange Theke haben. Eine heiße Suppe und danach ein Ostfriesentee mit Klüntjes und Sahne wärmen uns wieder etwas auf. Für den Rückweg wählen wir natürlich wieder den Weg am Meer entlang. Der Abend beschert uns dann einen tollen Sonnenuntergang. Ein fotografischer Abschluss dieses Tages, wie man ihn sich nur wünschen kann.
Die Nacht hatte noch einmal Regen und Sturm gebracht. Beim Frühstück entscheiden wir uns dann, auf den Schiffsausflug zur Insel Spiekeroog, den wir ins Auge gefasst hatten, zu verzichten. Schade, aber der Wind und der zu erwartende Wellengang sind dann doch etwas zu heftig. Wir fahren auf unserer geplanten Route weiter und erreichen schon bald den Hafen von Carolinensiel. Unser kurzer Bummel durch den Hafen dauert nicht lange. Ein paar Fotos von den vor Anker liegenden Schiffen, dann geht es schon weiter. Die Fahrt entlang der Wattenmeer Küste führt uns an vielen Bauernhäusern vorbei nach Horumersiel. Hier folgen wir der Beschilderung „Yachthafen Wangerland/Wohnmobilhafen“. Auf dem großen befestigten Parkplatz stehen schon zwei Wohnmobile, aber wir wollen hier nicht übernachten. Ein wilder Wolkenhimmel spiegelt sich im Wattenmeer, eine gute Gelegenheit noch einmal einige hoffentlich tolle Fotos zu machen. Der nächste kleine Hafen wartet schon auf uns. In Hooksiel können wir unser Wohnmobil direkt an der Hafenmauer parken. Unmittelbar hinter uns entdecken wir ein Restaurant, das geöffnet hat. Bevor wir nach einem Tisch Ausschau halten, erkunden wir erst einmal das sehr überschaubare Hafengelände. Anschließend gibt es dann in der „Alten Schneiderei“ eine Kutterscholle mit Gemüse und Kartoffeln. Geschmacklich nicht schlecht, aber leider nicht richtig warm. Ein Cappuccino zum Nachtisch versöhnt uns dann wieder etwas. Die vielen aber schönen Aufenthalte haben natürlich Zeit gekostet. Deshalb rollen wir, ohne noch einmal anzuhalten, gemütlich zu unserem „Stellplatz Schleuseninsel“ im Hafengelände von Wilhelmshaven. Auf den ersten Blick macht der Platz einen etwas wilden Eindruck, aber es ist alles vorhanden was man so braucht. Die sanitären Einrichtungen sind ein paar Meter entfernt, aber ok. Hinter dem Deich hatten wir uns etwas Windschutz erhofft, aber der recht heftige Wind schüttelt unser Wohnmobil dorch heftig hin und her. Wenn das so weitergeht kann die Nacht ja ganz schön unruhig werden!
Die stürmische Nacht kann uns nicht davon abhalten, noch einen Tag zu bleiben. Beim Frühstück informieren wir uns über das nicht weit entfernte Deutsche Marinemuseum. Ein Blick auf die Web Seite lässt einen Besuch durchaus lohnend erscheinen. Bei stark bewölktem Himmel machen wir uns auf den Weg und erreichen nach gut 1,5 Kilometern den Eingang des Museums. Wir sind die einzigen Besucher und können die drei Schiffe und das U-Boot in Ruhe und ohne Gedränge besichtigen. Steile Treppen und enge Gänge führen uns in die verschiedenen Bereiche der unterschiedlichen Schiffsmodelle. Neben den Mannschaftsräumen beeindrucken uns die technischen Räume und die kleinen Küchen, in denen der „Smutje“ die Mahlzeiten für die Besatzung zubereitet hat, am meisten. Es ist wirklich erstaunlich wieviel Technik auf diesen Schiffen installiert werden konnte. Das Innenleben des U-Bootes übertrifft aber alles was wir bisher gesehen haben. Es ist noch viel enger und immer wieder müssen wir uns in gebückter Haltung durch die Gänge quetschen. Bei den Ein- und Ausstiegen bleibe ich manchmal mit meinem Fotorucksack hängen und ich muss mich ganz schön verrenken, um wieder auf das Oberdeck zu kommen. Die „Tour“ durch das Freigelände ist fast so anstrengend wie eine Wanderung. Bevor wir uns im Museums-Cafe ein Stück Kuchen und einen Cappuccino genehmigen besuchen wir noch die Dauerausstellung im Museumsgebäude. Die Ausstellung informiert über die Deutsche Marine im 19.Jahrhundert, die Deutsche Marine im Zeitalter der Weltkriege und im heutigen Bündnis mit Partnern. Mehr als zweieinhalb Stunden haben wir in diesem interessanten Museum verbracht, dann machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Wohnmobil. Die Südstrand Promenade führt uns direkt am Meer entlang wieder in Richtung Schleuseninsel. Der wieder aufziehende Sturm wühlt das Meer immer mehr auf und die Wolken ziehen sich drohend über unseren Köpfen zusammen. Das Tee- und Cafehaus in der Nähe des Aquariums kommt uns da gerade recht. Ein heißer Ostfriesentee gibt uns die notwendige innere Wärme für die letzten Meter zu unserem Wohnmobil. Die Nacht wird wohl wieder stürmisch werden, aber das kennen wir ja schon.

05.Etappe – Wilhelmshaven <> Cuxhaven

Wir verlassen Wilhelmshaven auf dem kürzesten Weg und  folgen der Küstenlinie des Jadebusens bis Varel. Auf dem Weg dorthin sehen wir immer wieder größere Ansammlungen von Windrädern, die aus der flachen Landschaft herausragen. Kein besonders schöner Anblick, aber derzeit wohl die effektivste umweltverträgliche Stromproduktion. In der Nähe von Fedderwardersiel ermöglicht eine Deichüberfahrt die Zufahrt zur Küste. Die Sonne scheint und ein kalter Wind weht uns um die Nase. Das hält uns aber nicht davon ab, am Rande des Wattenmeers herumzulaufen und Fotos zu machen. Mit kalten Nasenspitzen und roten Ohren fahren wir noch knapp drei Kilometer bis zum Hafen von Fedderwardersiel. Der Hafen ist nicht sehr groß. Nach einem kurzen Rundgang entscheiden wir uns, im einzigen geöffneten Restaurant zu Mittag zu essen. „Dat Havenhus“ sieht einladend aus und die Speisekarte ist vielversprechend. Das Essen ist dann nicht ganz so wie wir es uns vorgestellt haben. Mein Schlemmerteller mit Lachs, Matjes, Krabben und Bratkartoffeln ist absolut ok, aber Konni schmeckt ihr panierter Seelachs nicht sehr gut. Schade, gerade hier an der Küste sollte der Fisch ja besonders gut sein. Bis nach Bremerhaven ist es nicht mehr weit. Am späteren Nachmittag erreichen wir Blexen an der Weser. Hier startet die Fähre, die uns direkt zum Geestenhafen in Bremerhaven bringt. Der Blick von der Fähre auf die Skyline im späten Abendlicht ist wirklich klasse, allerdings kostet das Fährvergnügen für unser Wohnmobil und zwei Erwachsene € 22,20 – ein stolzer Preis für 20 Minuten Fahrzeit. Vom Anleger in Bremerhaven sind es nur noch eineinhalb Kilometer bis zu unserem Stellplatz an der Doppelschleuse. Die Stellplätze liegen etwas windgeschützt zwischen zwei Schleusen. Von hier ist die Innenstadt in 30 Minuten zu Fuß erreichbar. Nach den üblichen Routinearbeiten gehen wir ein Stück zum Geestenhafen zurück und über die Kennedybrücke, die zugleich als Sturmsperrwerk fungiert, in Richtung Innenstadt. Bevor wir die Fußgängerzone erreichen beschert uns ein stimmungsvoller Sonnenuntergang noch reichlich Fotomotive. In der Fußgängerzone nutzen wir die Gelegenheit am Automaten etwas Bargeld zu holen und noch ein paar Brötchen zu kaufen. Die erleuchtete Bürgermeister Smidt Kirche verleitet uns noch einmal, etliche Fotos zu machen. Dann geht es zurück zum Wohnmobil. Nach dem Abendessen planen wir unseren morgigen Tag. Ein gutes Angebot für eine Wohnmobilwäsche wollen wir uns nicht entgehen lassen und den Fischereihafen mit seinen Fischrestaurants wollen wir natürlich auch besuchen.
Ein Blick auf unser Navi zeigt uns, dass die Wasch-Straße in einer Seitenstraße am Fischereihafen liegt. Das passt natürlich gut. Wir geben unser Wohnmobil in die Hände der „Waschspezialisten“ und nutzen die Zeit für einen ersten Besuch des Fischereihafens. Im Hafenbecken fällt mir ein interessantes Schiff mit dem Namen Wega“ auf. Ein Arbeiter ist so nett, mir mehr Informationen über das Schiff zu geben. Es handelt sich um ein Forschungs- und Vermessungsschiff, das nicht nur in der Nordsee sondern auch in anderen Meeren weltweit eingesetzt wird. Auf der anderen Seite des Hafengeländes finden wir verschiedene Restaurants und Bekleidungs Shops. Von der Chefin der Wasch Straße haben wir einen Tipp für einen sehr guten Fischimbiss erhalten. Deshalb beschränken wir uns zunächst auf einen heißen Tee in einem Cafe das gleichzeitig auch regionale Spezialitäten verkauft. Auf dem Rückweg zur Wasch-Straße machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Touristen Informationsbüro. Neben Aktivitäten, die uns nicht so sehr interessieren, wird auch eine Bus Tour durch das Container Terminal Wilhelm Kaisen angeboten. Das klingt gut. Kurzentschlossen kaufen wir zwei Tickets und beeilen uns, unser Wohnmobil frisch gewaschen wieder abzuholen. Mit dem Ergebnis sind wir zufrieden und uns bleibt auch noch genügend Zeit, in dem empfohlenen Fisch Imbiss zu essen, bevor es dann mit dem Bus los geht. Im „Fisch 2000“ essen wir wirklich excellenten Backfisch mit Kartoffelsalat bzw. Pommes Frites – der beste Fisch, den wir bisher auf unserer Tour hatten. Ohne Hast geht es dann wieder zum Touristen Informationsbüro und wenige Minuten später startet unsere Bustour zum Containerhafen. Während der Fahrt informiert uns ein Tour Guide über einige interessante Attraktionen in Bremerhaven und die Entstehung und die Entwicklung des Containerhafens. Der Höhepunkt der Tour ist die Fahrt durch die sogenannte „Verbotene Stadt“, ein Bereich im Containerhafen, für den es besondere Sicherheitsvorkehrungen gibt. Hier werden Militärausrüstung und Produkte, die noch nicht im Handel verfügbar sind, gelagert, um später verschifft zu werden. Mit riesigen Kränen werden Unmengen von Containern in kürzester Zeit verladen – beeindruckend. Die Tour lohnt sich – sehr zu empfehlen. Es ist schon dunkel als wir wieder am Stellplatz an der Doppelschleuse ankommen. Auf dem Weg zum Stellplatz nehmen wir uns noch die Zeit, einige interessante Fotos von der erleuchteten Skyline von Bremerhaven zu machen. An unserem Wohnmobil angekommen stellen wir fest, dass der Reststrom, den wir heute Morgen noch zu Verfügung hatten, inzwischen von einem anderen Wohnmobilisten verbraucht wurde. Naja, nicht so schlimm, wir haben noch genügend Silbergeld, um die Versorgung für heute Nacht sicher zu stellen.
Der Stellplatz ist wirklich sehr zu empfehlen. Strom, Ver- und Entsorgung, saubere sanitäre Anlagen und stadtnah – war alles bestens. Zufrieden fahren wir noch einmal zum Fischereihafen. Der Backfisch im „Fisch 2000“ war einfach zu lecker. Den Genuss wollen wir uns nicht entgehen lassen bevor wir in Richtung Cuxhaven weiterfahren. Wir werden nicht enttäuscht – der kleine Umweg hat sich gelohnt. In einem Edeka Markt ergänzen wir unsere Vorräte, dann verlassen wir Bremerhaven endgültig. Unsere Route führt uns ein kleines Stück durch den Containerhafen und wir können die gigantischen Kräne noch einmal von weitem sehen. In Dorum verlassen wir die Hauptstraße und fahren gezielt in Richtung Küste. Im kleinen Hafen von Dorum ist gerade Ebbe und die Kutter liegen auf dem glänzenden Schlick. Es ist ungemütlich und hin und wieder regnet es etwas. Aber die Fotomotive sind so interessant, dass wir unsere Regenjacken überziehen und die Kapuzen hochschlagen. Fröstelnd genießen wir anschließend in unserem Wohnmobil einen heißen Tee und die Berliner Ballen, die wir bei Edeka in Bremerhaven gekauft hatten. Gut durchgewärmt bringen wir dann auch noch die letzten Kilometer bis Cuxhaven hinter uns. Unser Stellplatz befindet sich auf der Fährplatte am Fährhafen, wo ich auch bei meiner „Coast to Coast Tour“ 2016 übernachtet habe. Wie üblich stehen hier schon einige Wohnmobile in Reih und Glied. Wir suchen uns einen Platz zwischen zwei großen Wohnmobilen, um etwas vor dem in der Nacht sicher auffrischenden Wind geschützt zu sein. Für Abendessen ist es noch zu früh, deshalb wollen wir noch einen kurzen Spaziergang durch das Lotsenviertel machen. Das Cafe, das ich von meinem früheren Besuch her kenne, ist komplett voll, aber ein kurzes Stück weiter finden wir ein ebenfalls nettes Cafe. Cappuccino, Tee und für jeden ein leckeres Stück Kuchen verkürzen die Zeit bis zum Abendessen. Im Dunkeln erreichen wir etwas später wieder unser Wohnmobil. Der Wind hat sich deutlich abgeschwächt. Einem gemütlichen Fernsehabend und einer ruhigen Nacht steht also nichts mehr entgegen.

06.Etappe – Cuxhaven <> Bremen

Unser windgeschützter Stellplatz zwischen den anderen Wohnmobilen hatte sich bewährt. Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht starten wir nach einem späten Frühstück noch zu einem Spaziergang am Ufer der Grimmerhörn-Bucht. An der asphaltierten Uferpromenade weht uns der Wind von Westen kräftig entgegen. Gut verpackt mit Pudelmütze auf dem Kopf trotzen wir dem kalten Wind und können noch einige nette Fotos von „dicken Pötten“ machen, die weit entfernt an uns vorbeiziehen. Unser heutiges Ziel ist Stade an der Schwinge, nicht weit von der Elbe entfernt. Zunächst folgen wir der Bundesstraße 73 bis uns ein Schild auf den historischen Ortskern von Otterndorf aufmerksam macht. In der Ortsmitte wird es bestimmt ein nettes Cafe geben und ein heißer Tee wäre jetzt genau richtig. Für unser Wohnmobil finden wir schnell einen Parkplatz am Rand der Hauptstraße. Viele ältere Fachwerkhäuser säumen die Marktstraße, die mitten durch den kleinen Ort führt. Schon bald taucht das ersehnte Cafe auf, aber wir gehen erst einmal ein Stück weiter. Am Ende der Straße bleiben wir vor einem China Restaurant stehen und werfen einen Blick auf die neben der Tür hängende Speisekarte. Unser Appetit schlägt recht schnell von süß auf würzig um und wenig später genießen wir nach einer süßsauren Suppe knusprige Ente mit Reis und Gemüse. Das Essen schmeckt nicht nur, es ist auch so reichlich, dass wir uns unsere Reste einpacken lassen. Auf dem Rückweg zum Wohnmobil kehren wir dann doch noch in einem Cafe ein. Im Cafe Zaubernuß trinken wir Ostfriesentee mit Sahne und Klüntjes. Dann bummeln wir an der „Alten Lateinschule“ und an der St. Severi Kirche vorbei wieder zum Kirchplatz und zu unserem Wohnmobil. So ein spontaner Abstecher lohnt sich immer. Bei Geversdorf verlassen wir die B73 um durch eine flache von vielen kleinen Kanälen durchzogene Agrarlandschaft nach Krummendeich und weiter bis nach Freiburg an der Elbe zu fahren. Ein kurzes Stück weiter machen wir erneut einen Abstecher. Diesmal zur Fähre Wischhafen – Glückstadt. Wir haben nicht vor, mit der Fähre auf die andere Elbseite zu fahren, ich will nur alte Erinnerungen auffrischen. Bei früheren Reisen mit meinen Eltern in meine Geburtsstadt Itzehoe haben wir diese Fähre öfter genutzt. Ich kann mich aber nicht mehr an die Örtlichkeit erinnern. Inzwischen gibt es eine moderne Verladungsbrücke, die sich dem jeweiligen Wasserstand der Elbe anpasst. Der Abstecher lohnt sich aber doch. Ein fantastischer Sonnenuntergang präsentiert uns stimmungsvolle Fotomotive. Wir bleiben bis die Sonne endgültig untergegangen ist und setzten dann unsere Fahrt nach Stade fort. Auf der Suche nach unserem Stellplatz kurven wir in Stade ein wenig hilflos durch die Innenstadt. Ein netter Bewohner von Stade bemerkt unsere Sucherei. Er hält vor uns an und leitet uns um die ganze Stadt herum zum Wohnmobilstellplatz „Am Schiffertor“. Wirklich sehr nett. Später sehen wir in einer Broschüre, dass der nette Herr einer der Initiatoren für diesen sehr zentral gelegenen Stellplatz ist. Der Platz ist hervorragend organisiert und nachdem wir am Automaten eine Übernachtungs- und Geldkarte gekauft haben, können wir auch Strom anschließen und die sanitären Anlagen nutzen. Die Informationen in unserem Reiseführer versprechen uns morgen einen schönen interessanten Tag in Stade. Wir freuen uns schon.
Erst einmal eine Stunde Hörbuch im Bett, dann ein spätes Frühstück, anschließend den Reisebericht vom Vortag schreiben und dann noch Mittagessen im Wohnmobil – so relaxed beginnt unser Tag in Stade. Dann geht es durch die Grünanlage am Zollamt vorbei zur Bäckerstraße. Links und rechts der schmalen Straße stehen alte historische Fachwerkhäuser mit liebevoll restaurierten Fassaden. Ein Fest für unsere Augen und Kameras. Die Bäckerstraße endet in einer kleinen Gasse. So erreichen wir die Haupteinkaufsstraße von Stade. Ein Linksschlenker bringt uns zu einem Nebenarm der Schwinge und zum Hansehafen. An den Kaimauern des Hafens stehen Fachwerkhäuser mit kunstvollen Giebeln – eines schöner als das andere. Langsam arbeiten wir uns von Foto zu Foto auf der linken Seite des Hafens bis zum Burggraben vor. Auf der Hansestraße überqueren wir die Schwinge und hangeln uns wieder von Foto zu Foto zum historischen Tretkran am Fischmarkt zurück. Gut, dass wir unsere Kameras mit Speicherkarten bestückt haben, die ein großes Datenvolumen speichern können. Die Hökerstraße führt uns an vielen Shops und der Stadtverwaltung von Stade vorbei zum Pferdemarkt. Im ersten Stock der Bäckerei Marciniak stärken wir uns mit einem Cappuccino und einem Stück Kuchen bevor wir zum Wohnmobil zurückgehen. Die Innenstadt von Stade hat uns so gut gefallen, dass wir nach dem Abendessen noch einmal ins Zentrum gehen. Wir wollen unbedingt Fotos von den erleuchteten Häusern rund um den Hansehafen machen. Unsere Erwartung wird noch übertroffen. Die Häuser, die uns am Nachmittag schon so gut gefallen haben, wirken jetzt noch beeindruckender. Besonders die Lichterspiegelungen im Hafenwasser begeistern uns. Mit einem Bummel durch die jetzt fast menschenleere Stadt beenden wir unsere „Stade Excursion“. Zurück im Wohnmobil speichern wir unsere Fotos auf dem Laptop und lassen den schönen Tag beim Betrachten der Bilder noch einmal Revue passieren.
Vor unserer Weiterreise nutzen wir noch die gute Infrastruktur des Stellplatzes und erledigen die notwendigen Reinigungs- und Wartungsarbeiten. Unsere Reise entlang der Nordseeküste hate in Stade ihr Ende gefunden. Zunächst folgen wir der B73 in Richtung Horneburg, um dann bei Apensen nach Westen abzubiegen. Unsere geplante Route führt uns durch eine landwirtschaftlich geprägte weitläufige Region in Richtung Zeven. Lange Straßen mit nur wenigen Kurven sind links und rechts ständig von Bäumen gesäumt – eigentlich müssten diese Straßen Teil der „Deutschen Alleenstraße“ sein – sind sie aber nicht. Ohne Eile rollen wir gemütlich durch diese schöne Landschaft auf Worpswede zu. Vor der Galerie „Altes Rathaus“ findet sich ein guter Parkplatz und wir können unseren Rundgang durch den bekannten Künstlerort beginnen. Nachdem wir uns im Touristen Informationsbüro einen Stadtplan und ein paar Broschüren geholt haben bummeln wir einfach immer der Nase nach an schönen Häusern entlang, in denen sich fast ausnahmslos Kunstgalerien niedergelassen haben. Vor den Häusern finden sich immer wieder dekorative Ausstellungen, die wir gerne fotografieren. Vor einem Geschäft, in dem so gut wie alles verkauft wird, entdecken wir mehrere Kisten mit gebrauchten Büchern. Konni findet ein paar Romane, ich Reiseliteratur und zwei kleine Foto Bildbände. Sieben Bücher für insgesamt € 15,00 verstauen wir in unseren Rucksäcken. Es ist Mittag geworden und ein Tee oder ein Kaffee wären jetzt nicht schlecht. Das Hotel „Village“ ist geöffnet und auf einem Schild vor der Tür wird Kaffee und Kuchen angeboten. Die Entscheidung, hier einzukehren, fällt uns nicht schwer, denn weitere geöffnete Cafes bzw. Restaurants sind nicht zu finden. Im Hotel entscheiden wir uns dann aber für eine heiße Kartoffelsuppe und anschließend für Tee, Kaffee und Kuchen. Im Untergeschoss des Hotels wird eine Ausstellung der Künstlerin Dagmar Calais gezeigt. Die wollen wir uns noch anschauen, denn etwas Kunst muss man in Worbswede natürlich konsumieren. Der Eintritt ist frei und das Thema „Von Mythen, Sagen und Legenden“ vielversprechend. Bei den Bildern handelt es sich um große farbintensive ausdrucksstarke Motive, die auch manchmal etwas freizügig sind. Die Mitarbeiterin der Galerie erklärt mir wie Worpswede eigentlich zu diesem Künstlerdorf geworden ist. Bereits im 19. Jahrhundert hatten sich Künstler hier niedergelassen, aber richtig bekannt wurde Worpswede durch Fritz Mackensen, der sich 1889 gemeinsam mit Hans am Ende in Worpswede niederließ. Das „Licht der Hamme“ zog immer mehr Künstler an und wir folgen gerne dem Tipp der Galeristin, doch noch einen kurzen Abstecher zu genau diesem kleinen Fluss zu machen. Tatsächlich dürfen auch wir die subtilen Farben eines frühen Sonnenuntergangs bei einem kurzen Spaziergang erleben und fotografieren. Irgendwie verliert unser Navi auf der Fahrt nach Bremen den Satelliten Empfang, so dass wir etwas konfus durch die Gegend fahren bis wir dann endlich Bremen erreichen. Unser Stellplatz ist dann aber gut ausgeschildert und so gegen 17:00 Uhr können wir mit den Vorbereitungen für unser Abendessen beginnen. Fernsehempfang gibt es heute allerdings nicht, aber wir haben ja unser Hörbuch. Morgen wollen wir dann Bremen erkunden. Die Informationen in unserem Reiseführer haben uns schon neugierig gemacht.
Wolken und leichter Regen empfangen uns an diesem Morgen. Schade, aber wir sind ja mit guter Regenkleidung ausgestattet. Von unserem Stellplatz müssen wir etwa 1,3 Kilometer zur Wilhelm-Kaisen-Brücke gehen und weitere 200 Meter über die Brücke auf die andere Seite der Weser. Am Martini Anleger liegen zwei große Segelschiffe vor Anker. Erstaunlich, denn Bremen liegt ja relativ weit vom Meer entfernt. Ein paar Fotos und dann gehen wir durch den Martini Tunnel in die Böttcher Straße. Eigentlich keine richtige Straße eher eine Gasse in der Altstadt mit vielen kleinen hübschen Geschäften und verschiedenen Restaurants. In einem der Geschäfte kaufen wir ein paar Mitbringsel für Freunde und Verwandte. Etwa in der Mitte der Böttcherstraße steht das „Haus des Glockenspiels“. Es ist 12:00 Uhr und die 30 Meißner Pozellan Glocken erklingen während 10 rotierende Holztafeln bekannte Ozeanbezwinger zeigen. Das führt natürlich dazu, dass viele Touristen hier stehen bleiben und wir nur sehr eingeschränkt Fotos machen können. Die Böttcherstraße endet im Zentrum am Markt. Hier reihen sich die bekannten Sehenswürdigkeiten Bremens auf engstem Raum aneinander. Trotz trübem Wetter gelingen Fotos vom Rathaus, der „Unserer Lieben Frau Kirche“, des St. Petri Doms und natürlich von den Bremer Stadtmusikanten. Inzwischen hat sich der Hunger bemerkbar gemacht. Hinter dem St. Petri Dom lassen wir uns in der „Markthalle Acht“ eine Paella schmecken. In der Markthalle reiht sich ein Imbiss an den anderen. Selbstbedienung ist angesagt, ideal für den schnellen Hunger. Dann setzten wir unsere Erkundung der Bremer Innenstadt mit einem Bummel durch das gemütliche Schnoor Viertel fort. Das Schnoor Viertel ist Bremens ältestes Viertel. In kleinen alten Fachwerkhäusern haben sich Boutiquen und viele Restaurants und Cafes angesiedelt. Die Eingänge und Schaufenster sind häufig sehr dekorativ gestaltet und verleiten uns zu vielen Fotos.Gar nicht so einfach in den engen Gassen möglichst ohne Verzerrung zu fotografieren. Im Cafe Tölke gibt es dann den obligatorischen nachmittags Kaffee und ein Stück Kuchen. Haben wir uns nach dieser Runde bei sehr mäßigem Wetter mehr als verdient. Der Rückweg durchs Schnoor Viertel bringt uns noch das eine oder andere nette Fotomotiv, dann gehen wir wieder über die Wilhelm-Kaisen-Brücke auf die andere Seite der Weser und am Ufer zurück zu unserem Stellplatz. Am Abend ist noch einmal Hörbuch angesagt – ein gemütlicher Abschluss unseres schönen Ausfluges ins Zentrum von Bremen.

07.Etappe – Bremen <> Schwelm

Durch einen kompletten Stromausfall auf dem Stellplatz sieht es zunächst so aus, dass unser Frühstückskaffee gefährdet ist. Aber dank Solarpaneelen auf dem Dach und Wechselrichter unter der Sitzbank steht schon bald ein dampfender Kaffee auf unserem Frühstückstisch und auch das Aufbacken der Brötchen von gestern funktioniert. Die Investition lohnt sich mal wieder.  Nach dem Auschecken fahren wir zunächst auf der B75 in Richtung Delmenhorst um dann nach Norden in Richtung Weser abzubiegen. Bei Deichhausen kommen wir in die Nähe der Ochtum kurz bevor diese in die Weser mündet. Obwohl wir nicht in der Nähe des Meeres sind, fahren wir über lange Strecken an Deichen entlang. Solange man auf der Landseite der Deiche unterwegs ist, unterscheidet sich diese Landschaft kaum von der an der Küste. Wir genießen die Fahrt auf den kleinen engen Straßen und erreichen bald Altenesch. Eine Metzgerei bietet auf einem Schild warme Speisen außer Haus an. Hört sich lecker an. Nur wenige Meter weiter gibt es eine Parkmöglichkeit für unser Wohnmobil. Wir lesen noch einmal das Speisen Angebot, entscheiden uns dann aber erst einmal das sonnige Wetter für einen kurzen Spaziergang zum Weser Ufer zu nutzen. An Reet gedeckten Häusern vorbei überqueren wir den Deich und sehen plötzlich Schiffsaufbauten, die sich bewegen. Vom Schiff ist selbst nichts zu sehen – ein ungewöhnlicher Anblick und ein außergewöhnliches Fotomotiv. Zum Ufer der Weser ist es nicht mehr weit. Immer wieder fahren Schiffe an uns vorbei und wir können einige interessante Fotos machen. Dann meldet sich langsam der Hunger. Zurück an der Metzgerei müssen wir allerdings feststellen, dass die leckeren Gerichte schon ausverkauft sind. Egal, wir werden schon nicht verhungern. Bei Lemwerder macht die Weser einen scharfen Knick nach links. Wir folgen dem Lauf der Weser und versuchen immer in Nähe des Ufers zu bleiben. In Motzen macht sich der Hunger dann so intensiv bemerkbar, dass wir zur Fähre „Motzen-Blumenthal“ fahren. Unmittelbar neben dem Fähranleger gibt es nämlich einen Imbiss, der verschiedene Gerichte anbietet. Wir entscheiden uns für eine Currywurst mit Pommes – haben wir schon lange nicht mehr gegessen. Im Imbiss essen überwiegend Arbeiter der gegenüber liegenden Firma Fassmer GmbH & Co. Entsprechend groß sind die Portionen und schmecken tut`s auch. Nach der Mittagspause verlassen wir die Ufer Region der Weser und fahren durch flaches Land Richtung Oldenburg. In Höhe des Naturschutzgebietes Bornhorster Huntewiesen entdeckt Konni links und rechts der Straße Störche. Hier müssen wir natürlich anhalten, um Fotos zu machen. Es ist wie immer – bis wir mit unseren Kameras vom Parkplatz zurück zu den Störchen gelaufen sind, haben sich diese ein gutes Stück von der Straße entfernt. Natürlich habe ich mein Tele nicht an der Kamera und die 70mm Brennweite ist nicht ausreichend um wirklich gute Aufnahmen mitzunehmen. Das erinnert mich an unsere Ungarnreise wo wir ähnliches erlebt haben. Bei der Fahrt durch Oldenburg macht unser Navi wieder mal eine nicht einkalkulierte Pause. Gut, dass wir die Innenstadt von Oldenburg noch von unserem Besuch am Anfang unserer Reise in Erinnerung haben. So gelingt es uns die grobe Richtung nach Cloppenburg zu finden, wo wir heute übernachten wollen. In Cloppenburg funktioniert unser Navi wieder, aber der Stellplatz ist auch gut ausgeschildert. Sowohl das Navi wie auch die Beschilderung leiten uns in die Stadtmitte. Ein Stellplatz mitten im Zentrum, das können wir fast nicht glauben. Umso überraschter sind wir, als wir dann tatsächlich vor den Stellplätzen ankommen und auch die avisierten Stromanschlüsse sehen. Wir sind so nah am Stadtzentrum, dass wir uns noch zu einem kurzen Spaziergang durch die Fußgängerzone aufraffen, nachdem wir in einem nahe gelegenen Cafe noch einen Cappuccino getrunken haben. Die Innenstadt bietet nichts besonderes. In der Fußgängerzone reihen sich die üblichen Geschäfte aneinander was uns dazu veranlasst schon bald wieder zum Stellplatz und unserem Wohnmobil zurückzugehen.
Wir haben nicht erwartet, dass es während der Nacht so ruhig sein würde. Erst die städtische Müllabfuhr weckt uns so gegen 06:30Uhr. Ist zwar sehr früh, aber immerhin war es vorher durchgehend ruhig. Gestern haben wir im Internet noch einen interessanten Hinweis auf ein Freilichtmuseum hier in Cloppenburg gefunden. Bevor wir die Heimreise nach Schwelm antreten, wollen wir uns dieses Museum noch anschauen. Das Museumsdorf Cloppenburg ist eines der ältesten Freilichtmuseen Deutschlands. Vom Zentrum ist es bis zum großen Parkplatz vor dem Museum nicht weit (der Parkplatz ist gleichzeitig auch ein Stellplatz für Wohnmobile, allerdings ohne Ver- und Entsorgung/keine sanitären Anlagen). Über eine Fußgängerbrücke erreichen wir den Eingang, wo wir unsere Tickets kaufen können. Auf ca. 20ha wird die Geschichte des ländlichen Raumes von Niedersachsen thematisiert und gezeigt wie die Bauern und Handwerker vor 400 Jahren gelebt haben. Neben großen niederdeutschen Hallenhäusern und einer alten Mühle können wir auch alte Handwerksbetriebe besichtigen. Wir sind überrascht, wie einfach ja manchmal sogar primitiv die Ausstattung der Bauernhäuser gewesen sein muss. Der Stall war häufig ohne richtige Abtrennung im gleichen großen Gebäude untergebracht wie die Wohn- und Schlafräume. Andererseits sehen wir Räume. die man als „Gute Stube“ bezeichnen kann. Hier sind die Tische mit feinem Kaffeegeschirr gedeckt. Es gibt zwar auch Schlafzimmer mit Betten wie wir sie heute kennen, aber überwiegend wurde in Betten in Form von Schlafkojen die wie große Schränke aussehen die Nacht verbracht. Geheizt wurde nur in der Küche und in der „Guten Stube“.  Zum Teil krasse Gegensätze. In den Werkstätten wird gezeigt mit welchen Werkzeugen und Gerätschaften Bekleidung, Möbel und Brot hergestellt wurde. Aber auch kunstvolles Gold- und Silberschmiede Handwerk ist zu sehen. Etwas mehr als zwei Stunden sind wir in dem weitläufigen Gelände unterwegs. Dann machen wir uns in Richtung Heimat auf den Weg. Kurz bevor wir auf die Autobahn auffahren halten wir noch bei einem Imbiss und stillen unseren Hunger mit einem nicht ganz so tollen Essen. Nicht weiter tragisch, denn nach etwas mehr als 200 Kilometern sind wir zu Hause und können nach eigenem Gusto wieder kochen.
Insgesamt waren wir 16 Tage unterwegs, an denen wir viel gesehen und die Erfahrung gemacht haben, dass sich Reisen mit dem Wohnmobil im Hochwinter lohnt – auch an die Nordsee. Wir freuen uns schon auf unsere nächste Reise.